Reisen mit Baby? Warum nicht?! Raus aus dem Alltag und rein ins Familienabenteur. Entschleunigung, intensive Zeit zu Dritt und den einengenden Wintertemperaturen entfliehen - mit diesen Zielen vor Augen entschieden wir uns diesen Februar für eine gemeinsame Elternzeit in Südafrika und waren fast vier Wochen rund ums Kap der Guten Hoffnung unterwegs.
Aber was gibt es bei einer solchen Reise alles zu beachten? Kann ich einem Baby eine Fernreise überhaupt zumuten? Eignet sich Südafrika als Reiseziel gut und wann ist das beste Alter dafür? Diese Fragen haben wir uns oft vor der Geburt unseres ersten Sohnes gestellt und möchten nun ein Jahr später von unseren ganz persönlichen Erfahrungen berichten. Eins steht schon mal fest: Südafrika ist ein unfassbar schönes und kinderfreundliches Land das sich gerade im europäischen Winter anbietet!


Unsere Reise begann mit einem Nachtflug. Ich hatte kurz zuvor von „Schlafkörbchen“ für Langstreckenflüge gehört (sind kostenfrei in der Economy Class - aber unbedingt vorher bei der Airline anrufen, da die Körbchen nur begrenzt & sehr begehrt sind). Zwei Stunden hat unser Wirbelwind darin geschlafen und uns gerade so essen lassen - dann war aber Schluss und es wurde abwechselnd die Gänge auf und ab gelaufen. Mein erster Flug ohne einen einzigen Film gesehen zu haben. Schlussendlich wurde dann in der Trage auf Papa geschlafen. Zum Glück wird die Nachtruhe bei Zeiten vom Frühstück unterbrochen und schwups ist man auch schon im Landeanflug auf Kapstadt. Die Zeit verging wirklich wie im Flug und es war nicht anstrengender als ein 4 Stunden Tagesflug. Im „Trotz-Schlafmangel-Durch-Den-Tag-Kommen“ sind wir seit 9 Monaten geübt und die anschließende „Links-Fahrgeschichte“ mit dem Leihauto war dann die letzte kleine Hürde um ans Ziel zu kommen. Auf dem Weg Richtung Table Mountain dann gleich der erste atemberaubende Anblick, der alle Restenergie mobilisiert!
P.S. die Geschichte mit dem „Druckausgleich“ hatte sich für uns dann erledigt, da unser Kleiner bereits schlief und ihn scheinbar nichts gestört hat. Fazit: wir hatten uns den Langstreckenflug mit Baby schlimmer vorgestellt und fühlten uns für den 11-Stunden-Rückflug gewappnet. Geräumige Wickeltische gab es übrigens auch an Board und das lief super.


Die minimale Zeitverschiebung war uns für die erste weite Reise mit Baby wichtig (dort ist man nur eine Stunde voraus). Durch den Nachtflug konnten wir daher mit einem entspannten Baby in den Urlaub starten. Ein Mietwagen ist hier unabdingbar (gleich vom Flughafen aus), da man von Kapstadt aus in 20min sternförmig die Gegend erkunden kann. Einen Kindersitz hatten wir mit vorbestellt und alles lief super.


Was die Sicherheitslage betrifft, so muss man vorsichtig sein, wo man sich wann aufhält, da die Situation hier doch gefährlich werden kann, wenn man zu unachtsam ist. Generell gilt, auf Erfahrungen anderer zurückgreifen und besser noch Ansässige fragen, welche Gegenden man gerade meiden sollte. Wir haben daher aufgepasst, die Locals gefragt und sind nur herzlichen Menschen begegnet. Mit einem Lächeln bekommt man ein noch größeres zurück! Die Afrikaner lieben Kinder und es ist wunderschön zu erleben, dass man im Restaurant kein Störfaktor ist.


Unser Leo war zu dem Zeitpunkt der Reise 9 Monate alt und das Reisen mit ihm war überraschenderweise echt entspannt - oh es macht ja doch Spaß mit Baby! Man ist zwar viel langsamer und muss den Tag vorausplanen aber hey, Glück verdoppelt sich wenn man es teilt. Herausforderungen wie die ersten zwei Zähne (in Afrika bekommen und somit kleine Löwenzähne) waren dann nicht mal eine Randnotiz wert. Am tollsten war es für ihn nackt zu sein, im Freien zu baden, lange im Bett rum zu wuseln und spontan mit Papa zu raufen. 24 Stunden die volle Aufmerksamkeit von uns beiden zu bekommen und eine innige Zeit zu verbringen.


Und nun unsere persönlichen Lieblingsorte rund ums Kap der Guten Hoffnung:
1. Scarborough - der Aussteigerort schlecht hin und unser persönliches Highlight auf dieser Reise! Atemberaubende Schönheit und magische Sonnenuntergänge. Nicht umsonst trägt der Küstenabschnitt bei Scarborough den Namen „Misty Cliffs“.
2. Kommetjie Beach & Noordhoek - die bisher schönsten Strände auf unseren Reisen:


3. Der Kirstenbosch National Park - nicht nur der Treewalk mit Blick auf den Tafelberg habt uns begeistert, sondern auch die coolen Picknick Möglichkeiten im Grünen, die uns in ihrer Art sehr überrascht und begeistert haben. Die Blätter der Bäume mussten alle befühlt werden. Das mannigfaltige Grün zog magisch an und der botanische Garten war für uns alle ein Festschmaus der Sinne.

4. Der Chapman’s Peak - die wohl schönste Strecke entlang der Klippen, die wir je gefahren sind:


5. Die „Whale Coast“ bei Hermanus, nur 2 Stunden von Kapstadt entfernt und wirklich einen Ausflug wert:


Die Menschen in Hermanus waren sehr nett und das Meer wunderschön anzusehen. Im Oktber können hier Wale aus direkter Nähe beobachtet werden. Das Städchen hat uns viel Lust auf eine zukünftige Reise entlang der Garden Route gemacht.


Vor unserer Reise meinte eine gute Freundin zu mir: Du wirst sehen, Südafrika geht irgendwie ins Herz und genauso empfanden wir es dann auch wirklich.

Südafrika ist wahrhaft ein traumhaftes Land mit einem sehr angenehm mediterranen Klima am Kap, einer überwältigend schönen Landschaft und beeindruckenden Sonnenuntergängen. Obgleich es sehr modern ist, bekommt man schon hier das "Out of Africa feeling":




Zwei unserer Unterkünfte waren im Süden von Kapstadt in Noordhoek. Von hier aus kann man gut das Kap erkunden. Gleich neben Noordhoek befindet sich das Fischerstädchen Kalk Bay, wo wir oft zum Mittagessen im Harbour House waren. Direkt anbei faulenzen Seehunde und man kann sie vom Restaurant aus gut beobachten. Gleich danach kann man etwas südlicher ins benachbarte Simon’s Town fahren, wo man am Boulders Beach auf die afrikanischen Pinguine trifft. Man kann wirklich hautnah an die Pinguine ran, die viele Strandabschnitte bevölkern. Für Kinder ein absolutes Highlight! Es wurde sogar ein Park dafür errichtet, aber den Einritt hätten wir uns sparen können, da man vom öffentlichen Strandeingang (zwischen Parkplatz und Haupteingang) direkt auf Pinguine trifft. Man könnte mit ihnen auch gleich baden - wenn man sich traut bei den kalten Wassertemperaturen.


Im Norden von Kalk Bay, bei Muizenberg, stehen die bekannten bunten Strandhäuser. Hier wurde wie überall so oft die schwarze Hai-Flagge gehisst, doch das schien Surfer nie abzuschrecken.

Für unseren Aufenthalt am Kap hatten wir uns dieses Mal komplett auf das Airbnb Abendteuer eingelassen. Es gibt eine üppige Auswahl an sehr schönen und preiswerten Unterkünften rund ums Kap, die das Angebot von Hotels bei weitem übertrifft. Wir haben den Aufenthalt auf drei Unterkünfte verteilt, zwei in Noordhoek bei Kapstadt und eine bei Hermanus weiter im Osten an der „Whale Coast“ (zum Antesten der Garden Route).


AirBnBs haben in Südafrika noch einen entscheidenden Vorteil. Man kann nicht nur interessante Gespräche mit Einheimischen führen, sondern erfährt auch gleich wie man sich am besten verhalten und wo man sich besser wann nicht aufhalten sollte. Mit diesen Infos hat alles immer prima geklappt. Man fühlt sich auch sehr sicher und hat immer einen Ansprechpartner bei Problemen. Zweimal kamen wir als Gast und gingen wirklich als Freunde. Eine tolle Erfahrung die viel vom Reisen ausmacht.


Ein kleines aber doch wichtiges Detail war immer die Bettgröße, da trotz Babybettchen die Nacht meist (bzw bei uns immer) zu dritt kuschelnd im Bett beendet wurde.


Auch eine Küche nutzen zu können war u.a. für die Breizubereitung wichtig. Kommt dann noch ein Balkon oder eine Terrasse mit View dazu, hat man alles zusammen für schöne Stunden ohne immer ausgehen zu müssen.


Unsere Hosts hatten uns immer herzlich empfangen und oft schon Spielzeug und ein Babybettchen organisiert. Da viele am Kap Hunde haben, sollte man das vorher erfragen, auch wenn es nicht explizit genannt wird. Wer mag kann den letzten Teil der Reise auch offen lassen und vor Ort buchen, da jeder Ort, jede Bucht seinen ganz speziellen Flair hat. Für uns war eine Reise komplett mit AirBnBs eine neue Erfahrung und als kleine Familie entspannter als gedacht. Wir würden es jederzeit wieder so machen. Wenn man ältere Kinder hat ist die „African Family Farm“ im Fischerort Hout Bay bestimmt eine ganz tolle Erfahrung und eine kinderfreundliche Unterkunft. Wir haben es durch Zufall entdeckt und wenn Leo älter ist werden wir es auf jeden Fall mal ausprobieren.

Den anhänglichen Berliner Schnupfen konnten wir alle hier schnell abschütteln.
Das allgegenwärtige Meer mit den gewaltig rollenden Wellen tut nicht nur der Nase, sondern auch dem Gemüt gut. Surfer könnten stundenlang beobachtet werden, jede Woche eine neue Unterkunft von neuem Erkunden - Leo‘s Highlights! Das Reich des Essens bot ihm zu der Zeit aber die meisten Attraktionen. Geriet ein begehrenswertes Objekt in Reichweite, schoss eine kleine Tentakel blitzartig hervor und packte, zum Schrecken aller am Tisch, entschlossen zu.
Die erste reife Feige probiert - mhhh zu süß und komisch, Gurke ist besser. Der große Bewusstseinsschub, der mit den Zähnen kam, neue Töne und das erste bewusste Mama, waren sein schönstes Geschenk während der intensiven gemeinsamen Zeit.
Südafrika ist reich an unterschiedlichen Vegetationszonen und fast alle möglichen Früchte im Supermarkt entstammen einer lokalen Produktion und waren bei weitem besser als unser heimisches Angebot. Von daher stand ein üppiges Früchte-Frühstück immer auf der Tagesordnung.


Eine Hilfe war es, dass Leo noch viel gestillt wurde. Es hat uns auf dieser Reise nicht nur die Logistik, sondern auch den Tagesablauf erleichtert. Hier in Südafrika ist Stillen in der Öffentlichkeit kein Thema mehr und völlig normal. Das war wohl aber bis in die 80er hinein nicht der Fall.


Da man die Kleinkinder hier immer auf dem Rücken trägt, haben wir uns inspirieren lassen und Leo auch in der Trage und dem Tuch auf dem Rücken überall mit hingenommen. Das schöne am Kap ist, dass immer ein ordentliches Lüftchen weht und es nie zu heiß unterwegs wurde. Nach Sonnenuntergang wird es dann schnell frisch und man muss sich etwas überziehen.


Wesentlich heißer wird es dann in der von Bergen geschützten Weingegend rund um Stellenbosch. Hier kann es tagsüber schon sehr sehr heiß werden. Eine Pause sollte man dann im Anwesen Babylonstoren machen, das unter anderem ein Gartenrestaurant mit ausschließlich regionalen Produkten anbietet.


Dieses Land und seine Menschen sind uns sehr ans Herz gewachsen und wir sind in diesen Wochen noch stärker als kleine Familie zusammengewachsen. Wer weiß, wie viel Leo von dieser Reise mitgenommen hat, aber wir haben das Gefühl, dass es ihm sehr gut getan hat und durch ihn sehen wir die Welt mit anderen Augen.
Obgleich unsere Reise reibungslos verlief, muss man das immer ganz individuell vom Kind und seinen Bedürfnissen entscheiden. Das Reisen selbst war kein Akt (wir mussten sogar in München lange zwischenstoppen und das war kein Problem). Solltet Ihr eh schon mit dem Gedanken spielen, dann traut es Euch ruhig zu, es lohnt sich allemal!

Zu guter Letzt, hier noch einige Eindrücke vom Kap, wie zum Beispiel unsere Airbnb Lieblingsunterkunft in Noordhoek:


Zu unserem Airbnb Baumhaus wird es nächste Woche ein Interview mit den inspirierenden Gastgebern auf meinem Blog geben...

In Kapstadt selbst hat uns besonders das Bo-Kaap gefallen. Ein verspielter Stadtteil von Kapstadt mit seinen in unterschiedlich grellen Farben gestrichenen Fassaden:


Die Straßen von Kapstadt unterhalb des Table Mountains:

Von den Cape Point Vineyards hat man einen atemberaubenden Blick auf die ganze Noordhoek Bucht:

Der Strand von Scarborough, unser Favorit:


Zum Abschluss die paradiesische Bucht von Llandudno, die man unbedingt besuchen sollte:
